21
Sep
2010

Campus life

Die zweite Woche Vorlesungen hat angefangen, da muss ich doch auch mal berichten wie die Uni hier so ist. Also erst mal: Sehr anders als in Deutschland (bzw. auf jeden Fall anders als HU)



Ich fange mal an mit dem Campus: Der ist nicht nur riesig sondern auch wunderschön :) Es gibt unglaublich viele schöne alte Gebäude, fast wie Schlösser. Am allerschönsten ist natürlich das Gebäude vom University College (das ist mein College, ergo eh das tollste, falls ihr das schon vergessen hattet XD ) Überzeugt euch selbst:



Aber natürlich gibt es noch viele weitere schöne Gebäude auf dem Campus. Fast jedes der Colleges hat auch so ein schönes (nur nicht ganz so völlig großartiges) altes Gebäude, zum Beispiel Trintiy College (Bild). Dazwischen stehen dann aber natürlich auch jede Menge neuere Gebäude herum, und die Verbindung von alten und neuen Gebäuden ist an vielen Stellen auf dem Campus besonders schön gelungen, hier zum Beispiel. Außerdem gibt es viele grüne Plätze und versteckte Orte, wie etwa den Philosophers Walk oder den Innenhof vom Hart House. Ich habe natürlich noch längst nicht alles entdeckt vom riesigen St. George Campus-Gelände und werde bestimmt auch noch mal wieder Bilder hier posten von meinen hübschen Unigelände :)
Hier noch Bilder von der Convocation Hall, Bryans Office, dem Spadina Crescent und dem Varsity Stadium:



Neben den reizenden Gebäuden, begeistern mich auch noch total die Eichhörnchen die überall auf dem Campus rumspringen, genauer gesagt: überall in der Stadt! Mit ihrem schwarzen-grauen Fell sehen sie irgendwie noch putziger aus als die Eichhörnchen, die ich aus D so kenne. Und natürlich sind sie nicht sonderlich menschenscheu, weil sie ja das Gewusel auf dem Campus gewohnt sind. Solange man ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt, lassen sie einen auch relativ nahe heran kommen.



Aber zum Studentenleben gehören natürlich auch die Vorlesungen. Meinen Stundenplan für dieses Semester (fall term = September bis Dezember) hatte ich ja schon mal hier gepostet. Inzwischen kann ich dann auch mal etwas zu den einzelnen Kursen erzählen! :)

MAT347 Groups, Rings and Fields - der Kurs von dem ich dachte er wäre Algebra II. Also, ich weiß noch nicht genau was ich von den Vorlesungen halten soll. Der Dozent George Elliott (Foto) ist ziemlich das Klischee vom zerstreuten Prof. Als er uns in der ersten Stunde den Namen der Tutorin sagen wollte, fiel ihm der Name nicht ein. Einige Minuten später kam er dann wenigstens auf den Nachnamen... Er spricht immer so, als wäre er völlig außer Atem und auch total in Hektik, als wollte er gleich wieder zur Tür heraus.
Und da das Buch was wir zur Vorlesung haben ("Abstract Algebra") seiner Meinung nach so großartig ist, behandelt er in der Vorlesung nicht richtig den Stoff. Wir sollen uns einfach selbst durch das Buch durcharbeiten und er gibt dann in der Vorlesungen immer so ein paar allgemeine Bemerkungen und Geschichtchen zum Besten, die eventuell grob mit dem Thema des Kapitels zu tun haben, das wir für die Woche lesen sollten. Wenn er es nicht vergisst, kontrolliert er auch die Anwesenheit, braucht dann allerdings auch die vollen 50min die wir haben um die etwa 30 Namen in der Liste durch zu gehen, weil ihm zu den meisten Namen irgend eine (halb-)mathematische Anekdote einfällt.
Inhaltlich machen wir im Moment das was ich an der HU am Anfang vom ersten Semester gemacht habe: Gruppentheorie. Ich lasse mich gerade beraten, ob ich den Kurs wirklich weiter machen soll, bzw. ob es da vielleicht nen anderen Mathekurs gibt, der besser passt für mich...

MAT309 Introduction to Mathematical Logic - ist wesentlich kuhler als MAT347, was vor allem am Prof liegt. Wenn Frank Tall mit seiner tiefen grummeligen Stimme die Vorlesung hält, erinnert er ein bisschen an Terry Pratchett, auch so vom irgendwie britischen, sakastischen Humor her. Auf seiner Website kann man sich mal ein wunderbares Bild von ihm anschauen. Dort heißt es "In addition to mathematics, he is interested in the psychology of teaching and learning, complementary medicine and speech-processing. He is a certified Master Practitioner of Neurolinguistic Programming, is trained in hypnotherapy, a Reiki Master and has published in Nursing Science." und diese vielfältigen Interessen führen auch immer zu interessanten Bemerkungen in der Vorlesung, die insgesamt eine ziemlich unterhaltsame Angelegenheit ist. Sie ist auch etwas anspruchsvoller als MAT347 und obwohl es auch hier natürlich ein Buch gibt ("Learys A Friendly Introduction Mathematical Logic") macht er tatsächlich eine Vorlesung, so mit Inhalt und so... Hier sitzen dann auch die "echten" mathematischen Nerds drin, also die, die es nicht hinkriegen ihr T-Shirt morgens richtig herum anzuziehen ;)

HPS210 Scientific Revolutions, weil ich mache ja nicht nur Mathe hier! =) Das ist die größte von meinen Vorlesungen, mit etwa 300-400 Studenten. Der Raum ist dafür nicht wirklich ausgelegt und wie der Professor Brian Baigrie (Foto) in der ersten Vorlesung sagt "There's really only one way to fix the acoustic in this room, which is that everybody moves to the front." Dann kann man auch was erkennen von dem was der Prof an die Tafel schreibt. Die meiste Zeit redet er aber eh, und das meiste was er sagt steht auch in dem "Course Kit", was man für 20€ erwerben kann bzw. soll. Zusätzlich gibt es dann noch 3 andere Bücher die wir lesen sollen: Cohen, Westfall und Braigrie, wobei letzteres eine vom Prof herausgegebene Zusammenstellung von Primärtexten ist - ich hatte ganz vergessen wie anstrengend sich Aristoteles liest! Aber die Vorlesung ist ganz lustig und auch interessant!

Und last and actually also least: PHL237 History of Chineses Philosphy - auch wenn Prof. Voncent Shen (Foto) sehr nett wirkt - für mich ist der Kurs nur als Kur gegen Schlaflosigkeit geeignet. Zuviele chinesische Wörter und vor allem zu viele unnachvollziehbare Gedankensprünge... Habe mir das ganze zwei Vorlesungen lang angeschaut und mich dann entschieden den Kurs abzuwählen!

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, braucht man hier so einige Bücher, und die muss man in aller Regel auch kaufen, nicht etwa aus der Unibib ausleihen oder vom Prof zusammengestelltes Material ausdrucken/kopieren, oder womit auch immer ihr aus Deutschland so verwöhnt seid ;) Man kann alle Bücher im U of T Bookstore kaufen oder aber beim "discount textbookshop" direkt gegenüber - das kosten sie dann etwa 5$ weniger. Insgesamt gibt student hier je nach Fach so etwa $500 oder mehr pro Jahr für Bücher aus... Am Ende des Schuljahres kauft der Buchladen diejenigen Bücher die nächstes Jahr wieder benötigt werden wieder zurück, wofür man dann bis zu 50% des ursprünglichen Preises kriegt, damit der Buchladen sie für 80% des Originalpreises als "used books" verkaufen kann... Wenn man über die Studi-Gewerkschaft die gebrauchten Bücher von älteren Studenten kauft, hat man dann mal halbwegs akzeptable Preise, aber da ist die Auswahl halt begrenzt... Bei mir waren es dann insgesamt $233 für 5 Bücher und das "Course Kit", wobei aber das Algebra Buch alleine 115$ gekostet hat.



Naja, und schlussendlich muss ich dann auf jeden Fall noch feststellen: Das ist alles voll Harry Potter hier!
Doch, im Ernst. Also mit den Gebäuden fängt das an. Ständig fühlt man sich wie in nem Schloss. Zumindest im Trinity College tragen sie sogar Umhänge zu bestimmten Mahlzeiten. Mahlzeiten gibt es in der großen Halle, jedes Haus sitzt zusammen an einem Tisch. Die verschiedenen Häuser wetteifern um den Hauspokal (während der Orientation Week) und indem man bestimmte „tolle" Sachen macht, kann man Punkte für das eigene Haus gewinnen... Na, kommt euch das langsam bekannt vor? Und dann, als ich schon so weit war zu denken „Eigentlich fehlt nur noch das ich irgendwo auf ein Quidditsch-Feld stoße!" , begegnen mir letzten Sonntag doch ernsthaft vor der Ryerson University eine Gruppe von Studis mit Besen(!) unter dem Arm, Bällen in einem Netz über der Schulter und unterm Arm mit so großen Stangen mit Ringen dran. Das ich diese sofort für ein Quidditsch-Torstangen halte, möchte ich zunächst der Verbindung aus meinem Geisteszustand nach dem großartigen Filmfestival und meiner allgemeinen Besessenheit überall Harry Potter zu sehen, zuschreiben. Ich halte es jedoch auch dann noch für einen seltsamen Zufall, als einer der Studenten mir zuruft "U of T also has a team" (ich trug an dem Tag meinen Uni-Pullover) - was weiß ich was es für komische Sportarten hier gibt! Und die Studenten mit den Besen kamen ja vielleicht auch woanders her...
Als ich mir dann jedoch einige Stunden später die Fotos angucke, entdecke ich auf den T-Shirts der Studenten den Schriftzug "Ryerson Quidditsch"...
Also? Überzeugt, dass hier alles Harry Potter ist? Ich glaube inzwischen ich bin wohl von Gate 9 ¾ abgeflogen! XD
MAMbi (Gast) - 22. September, 09:27

Da wird das StuSti Büchergeld doch mal seinem edlen Zwecke zugeführt. Nutzen die gar nicht den AMAZON-Marketplace?

MAMbi (Gast) - 22. September, 09:41

Ich glaub ich hab das mit dem University-College-House-System immer noch nicht kapiert. Ist ein College eine Fakultät (oder mehrere Zusammen) oder eine Art "Fachhochschule" die dann in die Uni eingegliedert wurde? Ein House ein Studentenwohnheim mit Vollverpflegung und Internatscharakter? Und die University das GROSSE GANZE drumrum???
Wünsche mir ein Diagramm o.Ä. zum kapieren!

lost.in.42 - 22. September, 14:50

Ja, das ist nicht ganz einfach ^^ Schau mal hier: http://www.janila.de/sonst/ca/uoftstructure.pdf
Also es gibt die University of Toronto als größte Einheit, die ist aufgeteilt in verschiedene Fakultäten, unter anderem Arts&Science (wo die Hälfte der Studenten auf dem St. George campus zugehören) es sind die beiden anderen Campusse(?) allerdings Fakultäten.
Arts & Science ist einerseits aufgeteilt in die verschiedenen Departments (=Institute) und andererseits in die verschiedenen Colleges (University College, New College, ...). Wenn man als University College Student auf dem Campus wohnt gehört man zu einem der 15 Häuse, sonst eigentlich nicht, bzw halt nur für die Orientation Week.
Jetzt kommen die komplizierten Ausnahmen:
1) Man kann auch als Off-Campus Student zu einem der Häuser gehören, als House Associate (wie ich)
2) Wenn man vom ST. George campus, aber NICHT in Arts&Science ist und trotzdem auf dem Campus wohnt, ist man einem der Wohnhäuser zugeteilt. Es gibt als Engineering Studenten, die zwar NICHT im University College sind (weil ja nicht Arts&Science) aber trotzdem im Ferguson House....


Alle Klarheiten beseitigt?
MAMbi (Gast) - 27. September, 07:46

Oh, das klingt kompliziert. Muss irgendwie historisch sein. Das "Organigramm" hilft etwas. Aber was ist mit deinem Kopf passiert. So queroval... Bedenklich!
Früher hab ich immer gedacht, College wäre so was zwischen High Scool und University. Also erst High Scool, dann College, dann University. Aber da lag ich wohl falsch. Oder doch nicht ganz?
Auf jeden Fall sieht mans mal wie: woanders ist es ganz anders!
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Nachdem ich in diesem Blog von meinem habjährigen Freiwilligendienst in Indien (Aug 07 - Jan 08) berichtet habe, will ich es nun nutzen um von meinen Auslandssemestern an der University of Toronto in Kanada zu erzählen...

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