21
Apr
2011

U of T vs. HU Berlin

So, nun wird es mal Zeit für den ultimativen Univergleich! University of Toronto VS Humboldt Universität zu Berlin. Ich kann nicht beurteilen inwiefern man das in allen Fällen verallgemeinern kann zu "deutsche Uni VS kanadische Uni", deswegen bleib ich mal bei dieser Einschränkung... Na dann: Let the matches begin!
  • Aufbau des Studiums: An der UofT funktioniert das alles nach Baukastenprinzip: Im ersten Jahr wählt man nur ganz grob die Richtung aus die man studieren will, zum Beispiel “life sciences”. Im zweiten Jahr wählt man sich dann entweder einen "Major" (Hauptfach) und zwei "Minors" (Nebenfach) oder zwei Majors, einen Minor oder einen Specialist. Jedes Institut legt fest was für Kurse man machen muss für einen Minor, Major oder Specialist, aber meistens gibt es nur so Regelungen wie "mindestens 3 Kurse aus dem vierten Jahr", "höchstens 5 Kurse aus dem erstem Jahr" halt bei einem Minor weniger als bei einem Major. Insgesamt braucht man 20 "credits" um den Bachelor abzuschließen, wobei ein normaler Kurs der über ein Semester geht 0.5 credits bringt, man also bei 5 Kursen pro Semester nach 4 Jahren fertig ist. Eine Abschlussarbeit gibt es nicht. Selbst wenn man einen Specialist macht, ist es zumindest in Mathe deutlich weniger spezialisiert als an der HU.
    Ich finde es zwar gut, das man sich das Studium dadurch deutlich individueller zusammen stellen kann und auch noch nicht am Beginn des Studiums so genau wissen muss, was man eigentlich machen will. Der Nachteil ist aber das zB in einem third year math Kurs dann Leute mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen sitzen und der Professor noch mal erklärt was rationale Zahlen sind... Wahrscheinlich ist es letztlich von Person zu Person und Fach zu Fach unterschiedlich welches System besser passt, aber bei Mathe bin ich schon froh im HU Diplom zu sein =)
    All in all HU 2 : 1 UofT
     
  • Qualität der Vorlesungen: Ist ja nun auch kein unwichtiger Punkt am Studium ^^ Natürlich hab ich da jeweils nur ganz kleine Stichproben von HU und Uof T, aber insgesamt kann ich nicht behaupten das es da einen großen Unterschied gibt. Es gibt ein paar ganz wenige Vorlesungen die echt super sind und dann verteilt sich das so die Gauss-Kurve entlang bis hin zu den Vorlesungen die ganz und gar schrecklich sind. Auf jeden Fall kann ich nicht behaupten, das Studiengebühren die Qualität verbessern!
    Was es hier aber ein bisl leichter macht, zumindest teilweise im Voraus zu erahnen welches die Guten und welches die Schlechten Vorlesungen sind, ist der vom AStA herausgegebene "Anti-Calendar" in dem die Ergebnisse der Studentenbefragungen veröffentlicht werden. Einige wenige Professoren lehnen zwar die Veröffentlichung "ihrer" Ergebnisse ab, aber deren Namen werden dann halt auch veröffentlicht, so das man sich zumindest fragen kann ob der entsprechende Prof was zu verbergen hat...
    Es ist aber trotzdem unentschieden HU 1 : 1 UofT
     
  • Studiengebühren: schließt sich dann ja mal gleich schön als Thema an. Gut das ist wohl einfach: An der UofT zahlt man pro Jahr 6000$ und dann auch noch mal Extra Gebühren von 70$ für so etwas wie eine Klausur die man wegen Krankheit nachschreiben muss -.- Aber noch mal ein paar Worte zu OSAP (die kandische Version des BAFöG): Man muss es komplett zurück zahlen und sobald man seinen Abschluss hat, fallen normale Zinsen auf das Darlehen an. Im Durchschnitt hat der kanadische Student beim Abschluss 37.000$ Schulden durch öffentliche und private Darlehen. Nett, oder?
    --> HU 3 : 0 UofT
     
  • Campus: Naja, an der HU gibt es ja gar nicht so wirklich einen Campus. Nein, also da steht die UofT definitiv besser da! Der Campus hat hier vor allem sehr viele wunderschöne alte Gebäude - die innen dann allerdings moderner sind als die knarrenden Hörsäle im Hauptgebäude der HU. Bilder hatte ich ja schon mal gezeigt.
    Außerdem macht es schon viel aus einen echten Campus zu haben, mit Studentenwohnheimen, etc, das gibt einfach deutlich mehr Studenten-Feeling, als wenn da lauter Hotels oder Büros oder sonstewas zwischen stehen...
    Das einzige was mir hier auf dem Campus echt gefehlt hat: ne Mensa! Ja, sowas gibt es tatsächlich nicht. Es gibt zwar von Starbucks bis zu Trucks mit China-Fastfood alle möglichen kommerziellen Angebote, und die Studentenwohnheime auf dem Campus haben oft nen eigenen Speisesaal, aber das is ja was anderes als ne Mensa die für alle Studenten offen ist.
    Also sagen wir mal HU 1 : 2 UofT
     
  • Angebote für Studenten: Auch hier schneidet die UofT deutlich besser ab: Zum Beispiel gibt es auf dem Campus Schwimmbäder und Fitnessstudios die für alle Studenten kostenlos zugänglich sind (wo sich aber erstaunlich viele Rentner herumtreiben). Im Hart House Pool bin ich hier dann "regelmäßg einmal die Woche" schwimmen gegangen. Schon zwei Mal in diesem Jahr.... Und dann gibt es im Hart House auch noch so tolle Veranstaltungen wie zum Beispiel die Midterm Massage Mondays - kostenloste 15 min Shiatsu Massagen für gestressten Studenten :D
    Außerdem gibt es natürlich noch die ganzen Studentenclubs, wer mal beeindruckt sein will, schaue hier. Ich war zum Beispiel bei den Bookends [ein Buch pro Monat lesen und sich treffen um darüber zu quatschen] und in Herbst Semester auch beim UT Swing [einmal die Woche Swing tanzen]. Vom German Drama Club hatte ich ja auch schon berichtet [die Aufführung hat übrigens super Spaß gemacht :D ]. In meinen zwei Semestern hier habe ich von gut 3 Dutzend Theateraufführungen von Studierenden gehört, wahrscheinlich gab es sogar noch viel mehr!
    Und damit sind die Angebote für Studierende noch nicht erschöpft, das fängt beim Multi Faith Centre an und ist bei SEC, dem Sexual Education Centre, was Vorträge über Sexspielzeuge hält und Kondome und Gleitmittel verteilt, noch lange nicht vorbei...
    Falls es sowas alles an der HU auch gibt dann ist es jedenfalls sehr gut versteckt...
    Also ich würde sagen das ist eindeutig HU 0 : 3 UofT
     
  • Arbeitsaufwand für den Studi: Ich habe mit mehreren Austauschstudenten hier gesprochen, und erstaunlich viele haben sofort der Aussage zugestimmt, das man an der UofT mehr arbeiten muss aber nicht mehr lernt dadurch. Das liegt zum Teil daran das man hier in den Semesterferien (hier ist das der Sommer: Mai bis August) komplett frei hat. Während des Semesters allerdings gibt es pro Kurs in der Regel ein oder zwei Midterms (Klausuren mitten im Semester) zusätzlich zu den Finals (Klausuren nach Vorlesungsende) und dann darf man noch während des Semesters Essays schreiben (in manchen Kursen 4 Stück pro Semester) oder Übungsaufgaben machen oder was dem Prof sonst so einfällt - ich hatte zum Beispiel drei "surprise quizzes" in meinem einen Kurs. Das eine Prüfung am Ende allein die Note bestimmt, ist hier nicht erlaubt, das Final darf sogar höchstens 50% zählen, und man muss auch eine maßgebliche Note erfahren solange man noch die Möglichkeit hat den Kurs anzuwählen.... Mich nervt es ja ziemlich das die Endnote hier so prozentweise zusammen gestückelt wird, aber die Leute hier sind immer ganz entsetzt wenn ich ihnen erzähle, dass meine Noten an einer einzigen Prüfung hängen. Ich finde ja, das fühlt sich hier alles eher wie Schule an und vor allem nicht als ob man den Studenten groß zutraut eigenverantwortlich zu lernen.
    --> HU 3 : 0 UofT
     
  • Uni Bürokratie: Oke, ich will ja nicht behaupten, das die HU unbürokratisch ist, aber die UofT setzt da echt noch mal einen drauf ^^ Ich hatte ja schon mal berichtet wie umständlich es war mich für die Prüfung krank zu melden, aber das lustige an der UofT ist, das die Bürokraten hier nicht nur Studenten sondern auch Professoren quälen: Wenn eine Klausur nicht "normal" ausfällt, muss der Professor das zum Beispiel jedes Mal schriftlich begründen. Mein Logik Prof hat sich da Jahr für Jahr absurdere Begründungen einfallen lassen ("Das sind Spätauswirkungen von Tschernobyl") bis ihm dann irgendwann der Dekan gebeten hat, damit aufzuhören, damit die Sekretärin nicht immer an seinen Begründungsschreiben verzweifelt. Sie war nämlich die einzige, die diese Begründungen las, weil das Komitee, dass das eigentlich bewerten sollte seit Jahren nicht zusammen getreten war.
    Für so viel ausgleichenden Bürokratie-Stress für Profs und Studis: HU 0 : 1 UofT
     
  • Studentenleben: Also ich hatte ja schon beschrieben das es hier so viele Studentenclubs, etc. gibt und eigentlich alles durch die Uni organisiert ist. Einerseits ist das natürlich praktisch, weil es so relativ einfach ist (grad als exchange student) in diese Gruppen zu kommen, aber viele Studenten kennen dann halt auch praktisch keine Nicht-Studenten, weil wo würde man die denn auch kennen lernen, wenn alles über die Uni organisiert ist.
    Im Vergleich zu deutschen Studenten sind die kanadischen auch auffällig unpolitisch und selbst diejenigen die sich in der Studentenverwaltung oder anderen Clubs engagieren, sind nicht unbedingt sonderlich politisch interessiert. Relativ oft hört man auch die Aussage, das es ja Sinn macht sich in solchen Clubs zu engagieren, weil das gut auf dem Lebenslauf aussieht. Zumindest bei einigen der Clubs merkt man das den Leuten auch an!
    Wenn man sich Sachen außerhalb der Uni anschaut, dann gibt es nicht so wirklich große Unterschiede zwischen Berlin und Toronto (über Torontoer Clubs und Bars werde ich aber auch noch mal versuchen zu berichten!)
    Ich würde sagen mir ist Berlin insgesamt etwas sympatischer: HU 2 : 1 UofT
     
  • Der Harry Potter Faktor: Das die University of Toronto total Harry Potter ist, war ja schon am Anfang mein Eindruck - und das hat sich bis zum Ende gehalten =D Warum? Naja, ich sag mal, hier ist mein Video von einem Quidditsch Match an der UofT: www.youtube.com/watch?v=vT-ZOFafGfs Enjoy!
    Angenommen dies ist ein zulässiges Kriterium im Univergleich, dann ist steht es eindeutig HU 0 : 3 UofT
     
So das ergibt jetzt HU 12 : 12 UofT , aber nur wenn man alle Kriterien gleich werten würde. Mir persönlich gefällt es jedenfalls wesentlich besser an der HU zu studieren, aber nach einem Jahr hier kann ich jetzt die HU immerhin viel besser wertschätzen :D Was denkt ihr denn? Sind Studiengebühren wichtiger als der Harry-Potter-Faktor? Und was ist mit den anderen Kriterien? Würdet ihr lieber an der HU oder der UofT studieren? (sooo viele Fragen, da könnte doch jeder mal in den Kommentaren wenigstens eine davon beantworten, ne?)


P.S. Ich werde versuchen jetzt in der nächsten Zeit noch über all die Sachen zu schreiben, die ich mir vorgenommen habe mal hier ins Blog zu packen, weil ab Anfang Mai bin ich ja am Reisen und muss davon berichten :D

P.P.S. Frohe Ostern!
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Janila unterwegs

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Was ist das hier?

Nachdem ich in diesem Blog von meinem habjährigen Freiwilligendienst in Indien (Aug 07 - Jan 08) berichtet habe, will ich es nun nutzen um von meinen Auslandssemestern an der University of Toronto in Kanada zu erzählen...

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